Anubis
Geschlecht: Weiblich
Art/Unterart: Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
Geboren am: 24.06.2008
Bei uns seit: 16.02.2013
Rokko
Geschlecht: Männlich
Art/Unterart: Eurasischer Luchs (Lynx lynx)
Geboren am: 13.05.2010
Bei uns seit: 12.04.2017
Viele unserer Bewohnern im Raubtierasyl kamen aus schlechten Haltungsbedigungen in die Obhut des Vereins. Was das angeht, ist unsere Luchsdame Anubis eine Ausnahme: Sie hatte es in ihrem vorherigen Zuhause sehr gut: Hier lebte sie in einem 150m² großen bewaldeten Freigelände mit Blick auf den Main. Eine geradezu ideale Haltung, doch leider illegal. Ein schwieriger Fall für die Behörden und auch für uns.
Anubis wurde 2008 in einem deutschen Wildpark geboren und als Kätzchen an eine Privatperson abgegeben. Diese Person hielt den jungen Luchs in einem kleinen betonierten Käfigraum, wo Anubis im Alter von etwa fünf Monaten von einer tierlieben Familie entdeckt wurde. Diese schaffte es Anubis freizukaufen und baute ihr das große Freigehege, in dem sie seitdem lebte. Nur eine Genehmigung haben sie damals nicht beantragt. Ende 2012 wurde dann das zuständige Veterinäramt von der Polizei informiert, dass eine Anzeige eingegangen war. Der Verdacht: illegale Haltung von Pumas.
Das Veterinäramt war beeindruckt von dem großen Gehege, durfte aber dennoch das Tier nicht bei der Familie lassen, denn es gilt: Niemand darf ein Raubtier halten, wenn man nicht vorher die Genehmigung bekommen hat. Dies ist ein Gesetz zum Schutz der Tiere, und konnte auch in diesem Einzelfall nicht aufgehoben werden. So wurde von seiten der Behörden, der Besitzer und auch des Raubtierasyls versucht, Anubis in ein möglichst großes Gehege in einem Park oder Zoo zu vermitteln. Erst als das scheiterte, kam sie zu uns nach Wallersdorf. Hierbei wurden wir von der Familie sehr stark unterstützt, da auch für sie das Wohl von Anubis das Wichtigste war.
Den Wechsel in ihre neue Umgebung im Raubkatzenasyl verkraftete Anubis sehr gut. Mit den Pumas Pünktchen und Anton auf der einen und unseren Affen Nala und James auf der anderen Seite hatte sie zum ersten Mal andere Exoten um sich. Selbstverständlich vermisste sie ihr großes Freigehege weshalb der Verein ein Großprojekt in Angriff nahm: Der Bau eines 150m2 großen Luchsgeheges im Wald.
Über den Einzug von Anubis ins Asyl hat unser Tierpfleger Bernd Marek hier ganz genau berichtet.
Nach fünf-monatiger Bauzeit wurde das Luchsgehege endlich fertig gestellt. Der Umzug erfolgte am 7. September 2013 mithilfe einer für den Umzug speziell angefertigten Transportkiste mit Zwangsfunktion. Anubis lebte sich sehr schnell in ihrem neuen Freigehege ein und freut sich nun auf Besucher. Trotz der vielen Versteckmöglichkeiten in ihrem großen Gehege wird man sie sicherlich am Tag der offenen Tür zu Gesicht bekommen, da Anubis eine sehr neugierige Luchsdame ist.
Bilder vom Umzug gibt es hier zu sehen.
2017 bekam Anubis dann einen Mitbewohner: Rokko!
Rokko kommt aus dem Zoo Oderbruch, östlich von Berlin. Er wurde dem Zoo, der eigentlich auf Huftiere spezialisiert ist, 2011 im Alter von einem Jahr geschenkt. Da das Gehege jedoch nach dem neuen Säugetiergutachten zu klein ist, musste ein neues Zuhause für den Luchs gefunden werden. Laut Säugetierguatachten 2014 muss für einen Eurasichen Luchs ein Außengehege mit einer Mindestfläche von 50qm pro Tier und 2,5m Höhe bereitgestellt werden. Das Veterinäramt legte dem Zoo nahe, selbständig ein neues Zuhause für den Luchs zu finden. Der Besitzer bemühte sich auch eine größere Unterkunft für den Luchs zu finden, erhielt aber nur zwei Rückmeldungen. Eine davon waren wir.
Unser Luchsgehege hat ca 150qm und ist somit groß genug für die zwei Luchse. Rokko wurde kastriert bevor er zu uns kam, auch wenn Rokko und Anubis beides Eurasische Luchse sind, wollen wir in Gefangenschaft nicht mit unseren Schützlingen züchten. Sie sollen weiterhin die Rolle als Botschafter für ihre wildlebenden Artgenossen übernehmen.
Der Transport von Rokko verlief problemlos, er war dabei nicht narkotisiert. Nach 6 Stunden Fahrt kam unser Transporter mit Rokko endlich an. Kurz darauf trugen wir ihn samt Transportbox in das Gehege. Unser Gehege kann in zwei etwa gleich große Bereiche unterteilt werden. Im unteren hatten wir Anubis (unsere Luchsdame) eingesperrt, in das obere sollte nun Rokko einziehen.
Als wir die Tür der Transportbox per Seilzug öffneten schoss er förmlich aus der Box heraus und fing sofort an das Gehege zu erkunden. Zum ersten mal hatte er Waldboden unter seinen Pfoten und Bäume im Gehege. Die fand er anfangs noch etwas seltsam und lief erstmal vorsichtig außenrum. Er reagierte den Umständen entsprechend ruhig, hatte jedoch offensichtlich Angst oder zumindest Stress, da seine Atmung sehr schnell war und er sich nur geduckt bewegte.
Schnell fand er Anubis im Nachbargehege und fand großes Interesse an ihr. Auch Anubis fand Rokko höchst interessant, allerdings wurde er erst mal aus sicherer Entfernung begutachtet und später dann am Gitter auch angeknurrt.
Dieses Verhalten legte sich jedoch so schnell, dass wir beschlossen am nächsten Tag schon einen Versuch zu wagen und sie zusammen zu lassen. Es klappte auf Anhieb! Keine Gefauche, kein Geknurre, vorsichtiges Erkunden des anderen Gehegeteils (für Rokko) und Begutachtung des jeweils anderen Luchs aus einem sicheren Abstand von ca. 1m. So präsentierten sich die beiden den Tag über.
Mittlerweile verstehen sich die zwei Luchse sehr gut. Gekuschelt wird noch nicht, aber man geht schon sehr dicht am jeweils anderen vorbei und Anubis ruft auch oft nach Rokkos Aufmerksamkeit.
Bauprojekt Luchs-Freigehege
Da die Haltung von Luchsen in Sachen „Sicherheit“ sehr viel einfacher ist als zum Beispiel die Haltung von Pumas oder Tigern, wollten wir ein 150 m² großes Freigehege für Anubis schaffen, in dem sie wieder den gewohnten Ausgang genießen kann. Das gesamte Baumaterial musste vom Verein bezahlt werden – die Kosten liegen bei etwa 12.000 Euro. Die Arbeit am Bau wurde komplett ehrenamtlich von Helfern geleistet werden.
Für die zahlreichen Sach- oder Geldspenden für dieses Projekt und Hilfe beim Bau bedanken wir uns ganz herzlich!
Alle Berichte zum Bauprojekt „Luchs-Freigehege“ finden sich hier.